RochlitzerBerg-Steinbrüche-Aussichtsturm
Der Rochlitzer Berg ist mit 353 m über NN eine weithin sichtbare
Landmarke im
mittelsächsischen Hügelland. Zugleich ist er der markanteste
Grenzpunkt
zwischen der Leipziger Tiefebene und dem Vorland des Erzgebirges. Einst
war er
ein Vulkan. Von den vor 250 Millionen Jahren tätigen Vulkanen sind
heute im
westsächsischen Raum nur zwei lokalisierbar, der Petersberg bei
Halle und der
Rochlitzer Berg. Die Asche des Vulkans, durch nachträgliche
Verkieselung
verfestigt, wurde zum Rochlitzer Porphyrtuff, den bereits die Menschen
der
Bronzezeit zu Reibmühlen verarbeiteten. Der in Farbe, Struktur und
Äderung in
Europa einmalige Stein hat als begehrtes Baumaterial maßgeblich
die
westsächsische Landschaft mitgeprägt. Sehenswerte, bis 60
Meter tiefe
Steinbrüche mit senkrechten Wänden bezeugen einen fast
tausendjährigen Abbau.
Die älteste Steingewinnung beschränkte sich auf die
Verarbeitung der
freiliegenden Blöcke des Blockmeeres, das den Gipfelbereich
bedeckte. Reste
dieses Blockmeeres sind heute noch auf dem Südhang auszumachen.
Hier liegt auch
das Dorf Sörnzig, dessen sorbischer Name "Dorf der
Mühlsteinhauer"
bedeutet Mühlsteine aus Rochlitzer Porphyrtuff, sogenannte
Handmühlen (Queren)
wurden schon in slawischer Zeit bis in den Raum des Spreewaldes
gehandelt. Als
frühester Beleg für Bruchmäßigen Abbau gilt die
1105 geweihte St. Kilianskirche
in Bad Lausick. Im Zeitalter der Romantik entdeckte man den Rochlitzer
Berg als
Wander- und Ausflugsziel. 1815 errichtete Steinmetzemeister Christian
Gottlob
Seidel unweit des heutigen Turmes ein Denkmal anlässlich der
Wiederkehr des
sächsischen Königs Friedrich August I. aus der
Gefangenschaft, das Angehörige
der Plauener Fabrikantenfamilie Sammler gestiftet hatten.
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Im
Jahr 1817 schuf
Seidel die erste
Unterkunftshütte, die sogenannte "Einsiedelei" und ein etwa
gleichzeitig errichtetes hölzernes Gerüst mit Plattform
ermöglichte eine gute
Aussicht in die Landschaft. Die Bemühungen zum Bau eines massiven
Aussichtsturmes erhielten 1854 durch den tödlichen Unfall des
sächsischen
Königs Friedrich August II. in Tirol unerwarteten Aufschwung. Der
Turm entstand
1855 -1860 als sächsisches Landesdenkmal für den
verunglückten König. Die
erforderlichen Baugelder wurden durch eine Spenden- und
Sammelungsaktion in
ganz Sachsen aufgebracht. Am 18. Mai 1860 erfolgte die Einweihung des
Friedrich-August-Turmes. Die Pläne für den 28 Meter hohen
Turm schuf der
Zeichenlehrer an der Bergakademie Freiberg, Prof. Eduard Heuchler
(1801-1879).
Seit den 1820er Jahren sind Sonderfahrten - (z.B. von Bad Lausick aus)
- zum
Picknick auf den Rochlitzer Berg bezeugt. Sie fanden in der Regel zu
Pfingsten
statt. Der Gastwirt von Noßwitz legte dazu Bier auf. Die erste
Restauration,
"Waldschlößchen" genannt, das spätere Berghotel, wurde
am 27. Oktober
1861 eröffnet und ist seit dem 2. Weltkrieg anderweitig genutzt.
Am Fuße des
Turmes laden heute zwei kleine Gaststätten zum Verweilen ein.
Links das
langgestreckte Gebäude, gewissermaßen die
Ersatzgaststätte für die zum
Pflegeheim Rochlitzer Berg umfunktionierte Berggaststätte und seit
Juli 1992
das renovierte Türmerhaus. Hier wohnte einst der Türmer mit
seiner Familie,
betreute den Aussichtsturm, kassierte Eintritt, verkaufte Andenken und
pflegte
die Anlagen. |